„Schandfleck des Jahres“ geht an Henry am Zug und Juncker
Netzwerk Soziale Verantwortung (NeSoVe) verleiht Schmähpreis zum Welttag der Sozialen Gerechtigkeit
Zum dritten Mal wurde am 20.02. der Schandfleck verliehen: eine Auszeichnung für gesellschaftlich unverantwortliche Unternehmen, Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen.
Wien 21.02.15: Am 20. Februar 2015 wurde im Rahmen einer feierlichen Gala der „Schandfleck des Jahres 2014“ verliehen. Das bunte Rahmenprogramm wurde u.a. von der Nationalratsabgeordneten der SPÖ, Petra Bayr, und dem Autor des „Schwarzbuch Markenfirmen“, Klaus Werner-Lobo, begleitet.
Der Schandfleck des Jahres Henry am Zug
Über einen Monat lang wurde per Internet abstimmt, wer dieses Jahr den „Schandfleck des Jahres“-Publikumspreis erhält. Sechs Nominierte standen zur Auswahl: IKEA, Samsung, Plachutta, Eterna, Jean-Claude Juncker und Henry am Zug. Freitagabend war es dann so weit: Im Rahmen der „Schandfleck des Jahres“-Gala im OFF-Theater Wien wurde der Publikumspreis an Henry am Zug verliehen. Henry am Zug Ungarn, der Cateringservice in ÖBB-Zügen, wurde wegen Lohndumping für den Schmähpreis nominiert und ist mit 34% der 6093 abgegebenen Stimmen der eindeutige Sieger der Abstimmung. Dass viele Angestellte von Henry am Zug Ungarn u.a. auch auf österreichischen Strecken arbeiten, aber zu ungarischen Konditionen entlohnt werden – nur 500 € netto / Monat -, hat viele Menschen zurecht empört.
Heinz Högelsberger von der Gewerkschaft vida begründete die Nominierung wie folgt: „Wer dachte, dass Sozialdumping im Verborgenen passiert, wird bei der ungarischen „Henry am Zug“ eines Besseren belehrt: Hier findet Diskriminierung in aller Öffentlichkeit vor den Augen der Fahrgäste statt. Do & Co. sollte die „Schandfleck“-Auszeichnung zum Anlass nehmen, allen Bediensteten bei „Henry am Zug“ gleiche und faire Gehälter zu zahlen.“
Auch ein Schandfleck: Juncker
Den „Schandfleck des Jahres“-Jurypreis erhielt Jean-Claude Juncker. „Der „Parade-Europäer“ Jean-Claude Juncker hat in seiner Amtszeit als luxemburgischer Regierungschef das Land zur wichtigsten Steueroase der EU ausgebaut. Ob transnationale Konzerne, vermögende Einzelpersonen oder Investmentfonds – Luxemburg bietet für sie alle Lösungen zur Steuervermeidung oder Steuerhinterziehung an und ist somit der Prototyp einer Steueroase.“, erklärt David Walch von Attac Österreich.
Franz Fiala vom Verbraucherrat und Vorsitzender des Netzwerks begründet die Jury-Entscheidung so: „Juncker ist nicht nur der politisch verantwortliche Architekt der Steueroase Luxemburg, welche die Gemeinschaft um ihre Steuereinnahmen prellt, sondern ist auch eine Symbolfigur für das Europa der Konzerne, für Sozial- und Demokratieabbau sowie Regulierungsverhinderung im Interesse von Kapital und Profit. Für Leute wie ihn sollte es keinen Platz in der EU Führung geben, schon gar nicht den des Präsidenten der europäischen Kommission“
Schandflecke zeigen politischen Handlungsbedarf auf
Zum Hintergrund der Initiative Schandfleck des Jahres erläutert Stefan Grasgruber-Kerl von der NGO Südwind und stv. Vorsitzender von NeSoVe: „Uns ist wichtig zu betonen, dass der Schandfleck des Jahres ein politischer Preis ist. Wir wollen eine ernsthafte Debatte darüber führen, wie wir eine sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Gesellschaft schaffen können. Unabdingbar ist dabei eine stärkere Regulierung in den Bereichen ArbeitnehmerInnen- und Menschenrechte, Ökologie und soziale Verantwortung: Nur eine Gesellschaft, in der Mindeststandards in diesen Bereichen durch gesetzliche Regelungen garantiert werden, kann sich guten Gewissens sozial gerecht und nachhaltig nennen. Die Initiative Schandfleck des Jahres richtet sich somit auch an politische EntscheidungsträgerInnen mit der Forderung, durch Gesetze und Verordnungen die Grundlage für eine bessere Gesellschaft zu schaffen.“
Mit Hinblick auf die Schandflecke des Jahres 2014 betont Marieta Kaufmann, Geschäftsführerin von NeSoVe und Koordinatorin der Initiative: „Sowohl der Fall Henry am Zug, als auch der Fall Juncker machen deutlich, dass nicht nur auf österreichischer, sondern auch auf EU-Ebene Veränderungen im Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft notwendig sind.“
Schandfleck des Jahres 2015
Auch im kommenden Jahr wird der Negativpreis wieder verliehen. Nominierungen sind ab September 2015 möglich. Gesucht werden Unternehmen, Organisationen, Institutionen oder Einzelpersonen, die sich durch besonders gesellschaftlich unverantwortliches Verhalten verdient gemacht haben und einen Bezug zu Österreich aufweisen.
Weitere Informationen: Fotos der Gala, Hintergrundinformationen, Dossiers über die Nominierten: www.schandfleck.or.at
Rückfragehinweis: Mag.a Laura Gruber Netzwerk Soziale Verantwortung, NeSoVe c/o Südwind – Laudongasse 40, A-1080 Wien Email: laura.gruber@sozialeverantwortung.at www.nesove.at www.schandfleck.or.at Telefon: 0664 750 76 280
Aufzeichnung der Gala (von Franz Bauer):
Fotos (von Philipp Giegerl)
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